Die letzten Wochen und Monate habe ich mich intensiv mit einer uralten Sportart mit neumodischem Namen beschäftigt, dem trailrunning. Was letztlich auch nur eine englische Bezeichnung für den guten alten Wald- und Wiesenlauf ist, eben abseits asphaltierter Wege. Je höher man dabei steigt desto eindrucksvoller werden auch die Bilder die mit diesem Sport transportiert werden.
Und ich muss zugeben die Faszination hat meine Ambitionen wieder mit dem Laufen zu beginnen neu entfacht.
UTMB 2019
Beim UTMB2019 durfte ich im Auftrag von BOA den Ausnahmeathleten Florian Grasel begleiten und seinen Lauf dokumentieren. Gemeinsam mit zahlreichen internationalen Fotografen stieg ich nachts auf das Col Ferret und wartete dort auf die Ankunft der ersten Läufer. Es blies wie so oft auf so einem Pass ein ungemütlich kalter Wind. Der aber immerhin seinen positiven Effekt als Muntermacher erfolgreich erfüllte. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt bereits 22 Std. auf den Beinen.
Endlich begann sich der Horizont zu verfärben und die blaue Stunde verabschiedete die dunkle kühle Nacht. Mit dem ersten Licht breitete sich auch das wunderbare Val Ferret vor mir aus.
Zu diesem Zeitpunkt kämpfte sich der Führende (und spätere Sieger) Pau Capell noch auf der schattigen Seite Italiens den Pass hoch. Mit großer Spannung erwartete ich den Spitzenathleten der zu diesem Zeitpunkt bereits 100km gelaufen war.
Was wird wohl seine Reaktion sein, wenn er vom Schatten ins Licht auf dem höchsten Punkt ankommt?
Das Ergebnis war für mich überraschend. Er passierte den markanten Übergang wie wohl alle anderen Wegpunkte in diesem Rennen, mit fokussiertem Blick und hohem Tempo. Nicht eine Sekunde nahm er sich Zeit für diesen eindrucksvollen Wegpunkt. Aber wenn man in Rekordzeit den UTMB finishen will ist dafür offenbar keine Zeit.
Auch wenn der Sport mit dem Naturerlebnis wirbt, in dem Segment der Topläufer bei einem Rennen ist es nicht anders als in jedem Leistungssport. Hier zählt letztlich der Fokus und Wille zu siegen, alles anderen wird da hinten angereiht.
Kurz darauf blinzelte im Osten endlich die aufgehende Sonne über die dortigen 3000er und verlieh dem Tal einen wunderbaren warmen Anstrich. Nach der unerwarteten Nachricht über das Ausscheiden von Florian Grasel, auf den ich hier wartetet, war nach der ersten Enttäuschung klar, meine Dokumentation des Rennens war damit quasi abgeschlossen. Für den Abstieg nach La Fouly konnte ich mir daher viel Zeit nehmen und genoß die Natur und Fotomotive die sich mir boten.
Dieses Erlebnis hat mir wieder gezeigt was mich antreibt in die Berge zu gehen/laufen .. ich möchte Zeit für all diese schönen Momente haben und dabei keine Siegerzeiten anstreben.